Es ist das erste Mal, dass der-weinsnob.de an der großen Weinrallye teilnimmt, was wohl vor allem daran liegt, dass dies hier kein traditioneller Weinblog ist. Denn wenn man sich mit dem Thema Supermarktwein befasst, gehört man eh nicht in dieses Segment. Zur Zielgruppe gehört vielmehr der Anfänger, der etwas mehr erfahren möchte, ohne dabei wissen zu müssen, wer Jancis Robinson ist und dass der Wine Advocate heute in Singapur herausgegeben wird.
Als der bekannte Blog drunkenmonday das Thema für diesen Monat bekannt gab, war klar, dass meine Teilnahme ein absolutes Muss ist: „5 Euro – die Grenzen des guten Geschmacks?“! Mit einem Durschnittspreis von 3,04 Euro pro Liter (Stand 2012) liegt der Lebensmittelhandel (somit Supermarkt und Discounter), deutlich unter der Summe unserer Themengeber. Sind deshalb alle Weine aus dem Supermarkt billige Zechweine, die man am besten ins Klo schüttet, nachdem man seinen Mund mit Meister Proper ausgespült hat? Sicher nicht!
Es ist immer schwer, einen Wein auf seinen Preis zu reduzieren. Doch genau dies passiert im Supermarkt, und zwar in doppelter Hinsicht. Der Weineinkäufer selektiert die Auswahl für seinen Laden nämlich an erster Stelle nach Preis und lieferbarer Quantität. Der Kunde kauft dort meist ausschließlich nach Preis ein. Wie auch sonst soll er seinen Weg durch das Wirrwarr und scheinbar unendliche Angebot im Regal finden? Zu behaupten, es gäbe keinen guten Wein unter 5 Euro, käme der Aussage gleich, dass es keinen einzigen guten Wein im Supermarkt gibt. Dem ist definitiv nicht so. Allgemein gilt eh, dass das Durschnittsniveau in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Gerade weil manche den Ausdruck Industriewein nicht mögen, zitiere ich an dieser Stelle treffend Hugh Johnson: „Heute sind sogar die billigen Industrieweine zwanzigmal besser als die zu stark geschwefelten, dünnen, unausgewogenen Wässerchen, die man vor 30 Jahren bekommen hat.“
Ich habe mich auf diesem Blog in den letzten Monaten an erster Stelle mit bekannten Namen, wie Gallo Vineyards beschäftigt. Doch für heute habe ich mir etwas Besonderes rausgesucht: Winzerkeller Andau mit einem Sauvignon Blanc aus dem Burgenland!
Da sich in dieser österreichischen Region Rot- und Weißwein relativ die Waage halten, erscheint meine Wahl auf den ersten Blick nicht so außergewöhnlich. Allerdings verbindet man mit dieser Rebsorte primär andere Regionen, wie z.B. das Sancerre-Anbaugebiet an der Loire. Gerade mal 2% der Rebfläche in Österreich sind mit Sauvignon Blanc bepflanzt. So verwundert es nicht, dass dieser Sauvignon Blanc für mich persönlich die erste Begegnung mit einem österreichischen Wein dieser Rebsorte darstellte.
Mein erster Eindruck war das weiße, hellgelbe Schimmern im Glas und die noch etwas fade Farbe, die allerdings auf das junge Alter zurückzuführen ist. Doch im Geruch überzeugte dieser Wein sofort. Grüner Apfel, Stachelbeeren und einige minerale Noten – eine unerwartete Komplexität für einen Wein von 4,99. Im Mund wird der Fruchteindruck zwar weitergeführt, doch der mineralische Kern nimmt klar überhand, was mich dann doch zu einem kleinen Vorwurf verleitet: Trocken ausgebaut, wie bei Sauvignon Blanc üblich, wirkt die Mineralität hier etwas zu dominierend und macht den Wein ein bisschen kantig, d.h. nicht ganz ausgewogen. Dennoch kann man an ihm nicht wirklich etwas aussetzen und diese Eigenschaft bei Gefallen sogar als angenehme „Besonderheit“ hervorheben.
Ich weiß, dass so mancher das Bedürfnis der Welt nach Sauvignon Blanc aus Österreich hinterfragt, doch daran will ich mich hier nicht stören. Am Ende zählt nur die Qualität und die stimmt im Fall von diesem Sauvignon Blanc vom Winzerkeller Andau eindeutig!
Der Sauvignon Blanc vom Winzerkeller Andau war der Wein des Monats März bei Getränke Hoffmann in Berlin. Preis: 4,99 Euro.
Also wenn das ganze zu mineralisch und unausgewogen wird, dann schmeckt mir der Wein eigentlich nicht mehr. Hatte das erst kürzlich mit einem Rosé in vergleichbarer Preisklasse. Ich hab in geöffnet, probiert, noch mal probiert – und nicht ausgetrunken. Ging einfach nicht.