Weinwettbewerbe & Weinbewertung – macht das Sinn?

Die Weinkritik steht in der Kritik. Für viele Experten sind Weinwettbewerbe nicht fair und bilden kaum das gesamte Spektrum eines Anbaugebiets ab. Generell schauen Weinkenner oft kritisch auf die Weinbewertung. Warum ist das so? Für wen machen Weinauszeichnungen Sinn? Und was ist denn die Meinung des Weinsnobs? Das alles und mehr in diesem Beitrag.

Weinwettbewerbe vs Weinbewertung

Man muss unterscheiden zwischen der Bewertung einzelner Weine nach einem bestimmten Punktesystem und Weinwettbewerbe allgemein. Natürlich werden bei Weinwettbewerbe auch Punkte vergeben. Aber sie verleihen zusätzlich noch Medaillen, welche die Winzer dann oft als Logo auf ihre Flaschen kleben.

Warum werden Weinwettbewerbe denn kritisiert?

Eine Sache ist komisch: Es sind die Weinprofis, die die Wettbewerbe kritisieren. Dieselben Fachkritiker sitzen aber oft in den Gremien, welche die Weinbewertung macht.

Ein zentraler Kritikpunkt: Weinwettbewerbe sind nur Marketing. Sie verursachen Kosten für die Winzer. Dadurch nehmen manche gar nicht erst Teil, obwohl deren Weißweine und Rotweine gut sind.

Somit ist ein weiterer Kritikpunkt, dass ein Weinwettbewerb nie das gesamte Spektrum einer Region, eines Landes oder einer Rebsorte abbildet.

Für wen machen Weinkritiken denn Sinn?

Das Ziel jeder Weinkritik, sei das mit oder ohne Punktesystem, hat zum Ziel über den jeweiligen Wein aufzuklären und dazu Verbraucher bei der Kaufentscheidung zu helfen.

Der Wein A vom Château B wird gekennzeichnet von einer schönen tiefroten Farbe. Er besticht mit Aromen von Johannisbeeren und reifen Kirschen. Insgesamt ergibt sich ein balancierter Wein mit tiefgründigem Geschmack.

Bewertung ohne Punkte

Kritiken ohne Punktesystem beschreiben lediglich den Geschmack des Weins. Diese sind aber sehr generisch. So können Verbraucher oft nicht alles daraus ableiten. Zwar weiß man dann grob, was für ein Charakter dieser Wein hat. Ob er aber gut oder weniger gut ist – das muss man dann zwischen den Zeilen herauslesen.

Weinbewertungen mit einem Punktesystem haben einen großen Vorteil. Sie machen Weine untereinander vergleichbar. Jeder versteht, dass ein Wein mit 98 Punkten einfach nur TOP sein muss.

Welche Weinwettbewerbe gibt es?

Es gibt mehrere große Weinwettbewerbe und die meisten davon finden in Europa statt.

Concours Mondial de Bruxelles: Findet seit 1994 jährlich in Brüssel statt, wo 350 Weinexperten die Punkte und Medaillen vergeben.

weinkritik

International Wine Challenge: Ist der älteste Weinwettbewerb in Europa und findet seit 1984 statt.

Berlin Wine Trophy: Wird von der Deutschen Wein Marketing GmbH seit 2004 organisiert. Es werden mehr als 20.000 Weine von über 750 Experten bewertet. Der Wettbewerb gehört zu den ganz großen und es gibt Kategorien für Weiß- und Rotwein.

Decanter World Wine Awards: Wird seit 2003 von gleichnamigen Magazin organisiert und die Weine werden von einem Gremium von hochrangigen Experten bewertet.

Mundus Vini: Ein Jahr vor Decanter fing der Meininger Verlag mit seinem eigenen Weinwettbewerb an. Eine Jury bestehend aus Journalisten, Sommeliers und Kritiker bewertet Weine aus allen großen Regionen der Welt.

Die Meinung des Weinsnobs

Da ich als Weinblogger in manchen Monaten hunderte Weine verkoste, brauche auch ich eine Metrik, mit der ich Weine miteinander vergleichbar machen kann. Alle meine Leser wissen, dass auch ich ein Punktesystem benutze. Würde ich das nicht tun, dann wüssten meine Leser ja gar nicht, ob sie einen bestimmten Wein kaufen sollten.

Damit stehe ich auch keinesfalls alleine. Alle großen Weinmagazine wie Vinum, Decanter oder Wine Spectator nutzen ein Punktesystem. Dazu machen es große Weinhändler nicht anders. Der E-Commerce Silkes Weinkeller hat in seinem Shop eine eigene Kategorie mit 710 prämierten Weinen.

Eine Sache, auf die ich besonders Wert lege, ist die Preiskategorie. Das heißt konkret. Wenn ein 5 Euro Wein bei mir die Bestnote bekommt, dann ist der nicht genauso gut wie ein 30 Euro Wein mit der Bestnote. Beide Weine haben zwar 5 von 5 Weinsnob-Korken bekommen. Allerdings vergleiche ich einen Wein immer nur innerhalb seiner Preiskategorie. Das ist auch wichtig, denn man kann nur vergleichbar machen, was vergleichbar ist. Und ein 30 Euro Wein ist definitiv komplexer.

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