Qualitätsstufen Wein – Ab wann ist ein Wein gut?

Ist ein Grand Cru immer gut? Und inwiefern sagen Qualitätsstufen beim Wein etwas über den Geschmack aus? Da sich die Qualitätskriterien von Land zu Land stark unterscheiden, lohnt es sich mit den Wein-Qualitätsstufen etwas näher zu beschäftigen.

Qualitätsstufen nach Lage – Was bedeutet das für den Geschmack?

Saint-emilion
Ist ein Grand Cru immer ein guter Wein?

Wein ist ein Traditionsgut. Aus diesem Grund liegt die Entstehung der meisten Klassifizierungssysteme eine ganze Weile zurück.

In vielen Ländern ging man lange davon aus, dass ein Wein aus einer bestimmten Region auch ein Mindestmaß an Qualität entspricht.

Aus diesem Grund sind die Qualitätstufen meistens stark nach der Herkunft des Weins ausgerichtet. Man folgt der Devise: “Je genauer die Herkunftsangabe, desto besser die Qualität.”

Für den Geschmack muss das erstmal gar nicht so viel bedeuten. Zwei Weine aus demselben Dorf können trotzdem ganz unterschiedlich schmecken. Sind allerdings die Rebsorten von der staatlichen Prüfstelle vorgegeben, dann ist die Ähnlichkeit im Geschmack deutlich wahrscheinlicher.

Das neue EU-Qualitätssystem für Wein

Neben den länderspezifischen Klassifizierungen, hat die EU seit 2009 die Weinmarktordnung neu geregelt. Das System bezieht sich auf die geografische Herkunft des Weins.

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Die EU-Qualitätsstufen für Wein sind:

  • Wein ohne Herkunftsangabe
  • Wein mit geschützter geografischer Angabe
  • Wein mit geschützter Ursprungsangabe

Wichtig hierbei ist, dass eine geografische Angabe spezifisch sein muss. “Italienischer Wein” ist keine Qualitätsstufe, “Chianti Classico” allerdings schon.

Neben der EU-Klassifizierung gibt es noch Qualitätsstufen, die in jedem Land anders sind.

Qualitätsweinstufen in Deutschland – Was ist Qualitätswein?

In Deutschland gibt es gleich 3 eigene Systeme. Der Winzer darf seinen Wein nur dann “Qualitätswein” nennen, wenn der Wein einer sensorischen und analytischen Prüfung unterzogen wurde.

Ähnlich wie beim Wein verkosten wird Aussehen, Geruch und Geschmack vom Wein geprüft. Dabei wird sichergestellt, dass der Wein frei von Weinfehlern ist. Bei Qualitätswein wird ein Mindestmaß an Qualität gewährleistet.

Prädikatswein stellt eine gehobenere Kategorie dar. Die Anforderungen sind strenger und berücksichtigen Most-Gewicht, Zustand der Trauben und die Art der Ernte. Gleichzeitig sagt das Prädikatssystem deutlich mehr über den Geschmack aus.

Die Prädikate sind:

  • Kabinett: Der Wein muss einen bestimmten Reifegrad haben. Chaptalisation ist nicht erlaubt.
  • Spätlese: Die Trauben müssen später geerntet werden. Sie sind also vollreif und der Zuckergehalt ist höher.
  • Auslese: Nur edelfaule Trauben dürfen verwendet werden.
  • Beerenauslese: Auch hier dürfen nur edelfaule Trauben benutzt werden, wobei der Oechsle-Grad noch höher und der Wein noch süßer ist.
  • Trockenbeerauslese: Die verwendeten Trauben sind fast rosiniert und der Oechsle-Grad liegt bei mindestens 150°.
  • Eiswein: Die Trauben müssen bei der Ernte gefroren sein. Dieses Prädikat stellt die süßesten Weine dar.

Das System der VDP – es wird kompliziert

Der Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter ist ein freier Zusammenschluss von über 200 Winzer aus allen 13 deutschen Weinanbaugebieten. Vereinfacht kann man sagen, dass sie zu den besten in Deutschland gehören.

Die Qualitätsstufen für Prädikatswein folgen ebenfalls der Herkunftsangabe. Je genauer die Angabe, desto höher die Klassifizierung.

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Die Stufen sind:

  • VDP Gutswein
  • VDP Ortswein
  • VDP Erste Lage
  • VDP Große Lage

Für Erste und Große Lage wird nicht nur der Weinberg angegeben, sondern ist auch der Hektarertrag begrenzt. Dadurch wird garantiert, dass nur die besten Trauben für die Kelterung verwendet werden, was einen großen Einfluss auf die Qualität eines Weins hat.

Weitere Bezeichnungen in Deutschland

Neben den allgemeinen Prädikaten und die Klassifizierung der VDP gibt es noch weitere Qualitätsstufen in Deutschland.

Dazu gehören:

Classic: Der Wein darf nur aus einer Rebsorte bestehen und der Alkoholgehalt muss einen Volumenprozent höher sein, als von den klassischen Qualitätsstufen im Anbaugebiet gefordert wird.

Selection: Der Wein muss reinsortig und trocken sein. Es dürfen nur Rebsorten verwendet werden, die für die Region typisch sind, wie Riesling für die Mosel.

Hochgewächs: Diese Bezeichnung gilt nur für Riesling-Qualitätsweine.

Wein-Qualitätsstufen in Frankreich – Grand Cru und Co

Auch in Frankreich beziehen die Qualitätsstufen für Wein auf die Genauigkeit der Herkunftsangabe. Ein Beispiel: Pomerol ist ein Gebiet im Bordeaux. Ein AOP Pomerol ist somit allgemein besser eingestuft als ein AOP Bordeaux.

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Die Qualitätsstufen für französische Weine sind:

  • Vin de France (Wein aus Frankreich)
  • Indication Geographique Protegée (Qualitätswein)
  • AOP Regional
  • AOP Kommunal
  • AOP Cru

Die Grand Cru und Grand Cru Classé Weine fallen unter der Wein-Qualitätsstufe AOP Cru. Im Bordeaux wurden diese Bezeichnungen bereits 1855 eingeführt und Grand Cru Classé Weine gehören auch heute noch zu den besten in Frankreich.

In der Bourgogne wird die Bezeichnung “Grand Cru” seit 1935 verwendet und bezieht sich auf die Lage. Grand Cru Classé gibt es nur in Bordeaux.

Auch im Elsass gibt es die Bezeichnung Grand Cru. Diese ist an bestimmten Weinbergen, also einer Mikro-Lage gebunden und der Wein muss aus bestimmten Rebsorten bestehen.

Wein-Qualitätsstufen in Italien

Das italienische Modell lehnt stark an das französische an.

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Es gibt 4 Qualitätsstufen für Weine aus Italien:

  • Vino da tavola
  • Indicazione geografica tipica (IGT)
  • Denominazione di origine controllata (DOC)
  • Denominazione die origine controllata e garantita (DOCG)

Für IGT, DOC und DOCG muss die Herkunft auf der Flasche angegeben sein. Auch wenn die Klassifizierung nicht direkt auf die Qualität eingeht, kann man davon ausgehen, dass DOCG Flaschen allgemein zu den besten italienischen Weinen gehören.

Da die Rebsorte für DOC und DOCG in vielen Regionen vorgeschrieben wird, können manchmal IGT Weine ein vergleichbares Qualitätsniveau erreichen. So muss im Chianti Gebiet für einen DOC Wein immer die Sorte Sangiovese verwendet werden. Dennoch werden auch Weltklasse Cabernet Sauvignon hergestellt. Diese Supertoskaner fallen dennoch unter der Stufe IGT.

Wein-Qualitätsstufen in Spanien

Spanien handhabt ein vergleichbares Qualitätssystem wie Italien.

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Es gibt nur 4 Stufen:

  • Vino de Mesa
  • Vino de Tierra
  • Denominación de Origen
  • Denominación de Origen calificada

DOC-Weine gibt es offiziell nur in 2 Weinanbaugebieten: Rioja und Priorato.

Was die spanischen Wein-Qualitätsstufen so besonders macht sind die Zusatzbezeichnungen.

Die Wichtigsten sind:

  • Crianza: Der Wein muss mindestens 24 Monate alt sein. Weißweine min. 1 Jahr. Dabei müssen Rotweine min. 6 Monate in Barrique ausgebaut werden und noch weitere 12 bis 18 Monate in der Flasche reifen.
  • Reserva: mindestens 1 Jahr Fasslagerung und 2 Jahre in der Flasche. Für Weißwein gelten mindestens 6 Monate im Barrique und 1,5 Jahre in der Flasche.
  • Gran Reserva: mindestens 2 Jahre Fass- und 3 Jahre Flaschenlagerung. Für Weißwein gelten mindestens 6 Monate Fass- und 3,5 Jahre Flaschenlagerung.

Weiter gibt es noch:

  • Cosecha: Weine, die nicht im Holzfass gereift sind.
  • Vino joven: Jungweine, die ebenfalls nicht in Barrique ausgebaut wurden.
  • Conjunta de varias Cosechas: Ein Verschnitt aus mehreren Cosecha-Weinen aus verschiedenen Jahrgängen. In den letzten Jahren werden immer weniger CVC Weine hergestellt.

Weinqualitätsstufen Spanien

In Rioja, dem wohl bekanntesten Weingebiet Spaniens, gibt es dann noch eigene Qualitätsstufen für Wein.

Es ist eine Mischung aus Lagenbezeichnungen und Ausbauart. Die Lagenbezeichnungen gehen, wie in Deutschland von Vino de Zona, Vino de Municipio zu Vinedo Singular.

Wein-Qualitätsstufen in Österreich

Österreich handhabt vergleichbare Qualitätstufen für Wein wie Deutschland. Hier gibt es ebenfalls die Unterscheidung zwischen Landwein, Qualitätswein und Prädikatswein.

Bei den Prädikatsweinen gibt es dieselben Bezeichnungen wie in Deutschland. Allerdings sind die Kriterien unterschiedlich. So muss eine deutsche Beerenauslese mindestens 125° Oechsle aufweisen, eine Beerenauslese aus Österreich sogar 127°.

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Genau wie in Deutschland werden in Österreich die Bezeichnungen “Selection” und “Qualitätswein” benutzt.

Auf einen österreichischen Weinetikett kann man noch 2 weitere Qualitätsstufen entdecken:

Strohwein: Wein, dessen Trauben auf Strohmatten getrocknet wurden.

Ausbruch: ein hochwertiger Süßwein, der mit mindestens 138° Oechsle noch mehr Restzucker hat als eine Beerenauslese.

Wein-Qualitätsbezeichnungen in der Schweiz

Seit 1988 werden anhand kantonaler Gesetzgebung die Wein-Qualitätsstufen in der Schweiz vergeben. Man orientierte sich dabei an das französische System der Appelation d’Origine controlée (heute AOP).

Außerhalb des Bereichs der Qualitätsweine gibt es ebenfalls die Bezeichungen “Landwein” (vin de pays) und “Tafelwein” (vin de table).

Spitzenweine einiger Gemeinden im Waadt (Kanton Vaud) und Wallis dürfen zusätzlich die Bezeichnung “Grand Cru” tragen.

Fazit – Wie wichtig ist die Klassifizierung von Wein?

Die Qualitätsstufen sagen primär etwas über die Herkunft eines Weins aus. Ein DOC Chianti garantiert, dass der Wein tatsächlich aus der Umgebung des toskanischen Dorfes kommt.

Des Weiteren kann man davon ausgehen, dass Weine einer hohen Güteklasse auch ein Mindestmaß an Qualität gewährleisten. Wenn 2 Weine aus demselben Dorf kommen, entstehen sie auch aus demselben Terroir: Das Klima und die Böden sind dieselben, die Lage ist ähnlich.

 

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