Heute stehe ich vor einer neuen Herausforderung. Es ist das erste Mal, dass ich meinen Notizzettel irgendwo in meiner Wohnung verloren habe, so muss ich wohl tief in meinen Erinnerungen kramen, um den heutigen Wein, ein Gallo Zinfandel Rosé, zu bewerten. Nun schreibe ich schon fast 4 Monate über Supermarktwein, so sollte sich mein olfaktorisches Geschmacksgedächtnis auch ein bisschen weiterentwickelt haben. Allerdings muss ich zugeben: Müsste ich jetzt einen Cabernet Sauvignon aus Bordeaux oder einen Pinotage aus Stellenbosch umschreiben, Weine die ich schon oft getrunken habe – die Aufgabe fiele mir um einiges leichter. Mit Rosé kenne ich mich jedoch überhaupt nicht aus. Mein Vater, der diskriminierender Wein verkostet als ich, hat mir von Kindesbeinen an beigebracht, dass man Rosé nicht trinken darf. Das tun nur Holländer auf dem Camping in der Provence. Oder Leute beim Grillen, wenn es gerade 40°C im Schatten sind. Das sind dann ebenfalls meistens Holländer!
Aber für meine Serie über die Gallo Family Vineyards hatte ich mir vorgenommen, 6 Weine dieses Megaweinguts vorzustellen, und dazu gehört nun einmal auch der Gallo Zinfandel Rosé 2010. Ich muss also da durch! Fange ich einmal mit der Farbe an: der Wein ist rosé! Das war einfach, obwohl es da auch Abstufungen gibt, und dieser Zinfandel wohl eher rosa mit einem orangenen Schein ist. Wie es von einem jungen Wein zu erwarten ist, dominiert die Frucht im Geruch: frische Himbeeren und Kirsche, steht auf dem Etikett. Ich rieche Pflaumen. Dieser Eindruck bestätigt sich dann auch beim Trinken: der Gallo Zinfandel Rosé schmeckt nach Pflaumenwein, nicht so absolut disgusting wie das Gift, was man im chinesischen Restaurant zum Dessert bekommt (die Chinesen verschenken das Zeug ja auch aus gutem Grund), aber dennoch eindeutig Pflaumen. Fragt man mich, wie dieser Wein eigentlich schmeckt, dann fällt mir nur eins ein: dieser Gallo Zinfandel Rosé 2010 ist einfach nur süß. Er hat einfach nichts von seinem Bruder, dem White Zinfandel, der säurebetont war. Okay, ich übertreibe, er hat schon ein bisschen Säure, irgendwo hinter all dem Süß unten im Flaschenboden versteckt (ein bisschen Struktur ist schon vorhanden).
Nebenbemerkung für den aufmerksamen Leser: alle bisher verkosteten Gallo Weine waren Jahrgang 2011, nur der Rosé ist ein Jahr älter. Wieso? Weil Rosé Weine super gut altern, besonders wenn es sich dabei um süßen Saufwein handelt, den man auch nur dann trinken sollte, wenn man zu faul ist, sich einen Cocktail zu mixen. Und falls man sich dann doch noch zu viel schämt oder es vermeiden möchte, vom Vater als Holländer beschimpft zu werden: Bei Rewe kriegt man auch Cocktailkirschen und Sonnenschirmchen. Farblich passen sie auch ganz gut zum Wein – der ist ja bekanntlich rosé!
Wie alle Weine der Family Vineyards, kostet auch der Gallo Zinfandel Rosé 4,99. Erhältlich bei Rewe, Real, Edeka und Kaiser’s.
Andere Weine der Gallo Family Vineyards:
Ich als Holländer muss hier doch aber aus verlässlicher Quelle – nämlich meine französische Freundin, aus Frankreich – die Auskunft mit Ihnen teilen , dass auch die Franzosen sich ein Rosé gern gut schmecken lassen, wie zum Beispiel beim Grillen oder auch bei Couscous.
Vom Ihrem Vater sollen Sie die seltsame Beschimpfung *Holländer* also auf keinen Fall hinnehmen!
(Das süße Rosé-Zeug mag ich übrigens auch nicht)
Hallo Daan,
Es freut mich, dass du den Weg auf meine Seite gefunden hast. Klar, dass “Holländer” keine Beschimpfung ist. Aber als Belgier gibt es da gewisse Vorurteile 😉 Dass Franzosen gerne Rosé trinken (besonders im Süden) ist wahr. Allerdings sollte dieser Beitrag auch nicht über Roséwein an sich gehen. Falls du einen guten Rosé aus dem Supermarkt weißt, kannst du mir gerne ein Empfehlung zukommen lassen.