Der Barceliño 2010 ist ein schöner Wein! Was meine ich damit? Kann ein Wein schön sein? Wenn ich behaupte, dass Megan Fox gut aussieht oder wenn pubertierende Mädchen Justin Bieber hinterher rennen, dann weiß jeder, was gemeint ist. Bei Wein ist das jedoch anders, also hier meine Erklärung:
„Bevenguts a Barcelona!“ So begrüßt einen das Etikett des Barceliño 2010 und vermittelt vor allem eins: „Wenn du mich trinkst, dann bist du in Spanien.“ Es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, der Barceliño 2010 ist ein Marketing Produkt durch und durch. Das Etikett is farbig und schwarz zugleich – Gaudì trifft Armani Jeans. Die Flasche, damit meine ich das Glas, ist schwer – man vermutet, etwas Wertvolles in der Hand zu haben. Und wenn man die Fotos auf diesem Blog anschaut, will man auch glauben, dass es so etwas wie schönen Wein gibt und dass dieser Barceliño dazu gehört.
Wie schlägt er sich im Glas? Ist er einmal ausgeschenkt, bleibt der Eindruck vermeintlicher Schönheit erhalten: Dunkelrot, ein dünner Wasserrand – genau wie ein spanischer Wein aussehen muss. Doch dann der Geruch? Nichts von Schwere, nichts von Body, nichts da mit Eichenholzfass (criado en barrica steht auf der Flasche)! Vielmehr pure Frucht und dann nicht einmal wirkliches Obst (mit Wohlwollen ein bisschen Pflaumen). Wenn man mich fragen würde: „Herr Weinsnob, wie riecht dieser Wein?“, dann würde ich antworten: „Nach Fruchtzwergen, nach Johannisbeer-Fruchtzwergen um genau zu sein!“ Das ist natürlich schon ein sehr bizarrer Eindruck, den ich auch sonst in der Art noch nicht hatte. Dem Hersteller zufolge soll dieser Wein sehr fruchtig mit angenehmen Barriques-Noten und samtig weich im Abgang sein. Das mit der Frucht habe ich bereits geklärt, die Barriques-Noten sind wohl so angenehm, dass man sie kaum zu erkennen vermag und der Abgang ist schon so weich, dass sogar diskrete Gerbsäure hier ein Übermaß an Vollmundigkeit repräsentieren würde. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass dieser Wein ein Gericht dominieren wird.
Der Barceliño 2010 Crianza, der aus Tempranillo und Granacha gekeltert wurde, ist ein origineller Wein und dagegen kann ich im Prinzip nichts einwenden. Doch die Flasche ist eindeutig schöner als ihr Inhalt. Will man einmal was anderers für den Fernsehabend, dann liegt man mit dem Barceliño 2010 nicht unbedingt falsch. Er ist halt einfach unkompliziert frucht(zwergig).
Wer einen spannenden südländischen Rotwein sucht, der liegt mit einem Enrique Vollmer Cabernet Sauvignon genau richtig.