Ein Chianti Riserva…ich weiß, es ist noch gar nicht lange her, da gab es einen Valpolicella Ripasso im Test. Der Weinsnob ist nun einmal ein Fan italienischer Weine, doch sind die meisten Supermarktweine aus dem Bel Paese nicht ganz überzeugend. Die beste Weg, um das Weinangebot eines Supermarkts zu testen, ist, deren Chianti unter die Lupe zu nehmen. Alle bieten ihn an und zu einem ähnlichen Preis. Er wird nur selten separat beworben. Jeder sich selbst respektierende Filialleiter nimmt ihn in Standardangebot auf, da er wei, dass der Kunde ihn zu seinem Mittwoch-Pizza-Abend wünscht. Denn italienisches Essen und Chianti, das muss einfach zusammen gehen.
Dieser Chianti Riserva 2009 ist ein typisches Beispiel gut überlegten Marketings. Dunkle, schwere Flasche, schönes Etikett und ein etwas zu rot geratener Flaschenhals. Ähnlich der erste Farbeindruck: dunkelrot – ein Wein des Südens. Der Geruch ist dann doch nicht ganz so stereotyp. Die Würze und die Beeren mögen zwar dem Organisator des Pizza-Abends nicht verwirren, ich hielt das Ding fast für einen Syrah. Ich weiß zwar nicht, was wir auf der Pizza haben, doch dieser Wein hält allem Stand: der Alkohol ist deutlich präsent, wirkt auch deutlich mehr als die bescheidenen 13%, welche auf der Flasche angegeben sind. Ein gutes Zeichen? Darüber zu urteilen, sei jedem selbst überlassen. Eines steht jedoch fest: dieser Chianti Riserva ist ein vollmundiger Wein, der sich nicht zu schwer im Mund anfühlt (samtig sagen die Weinsnobs) und nicht zu bitter ist (weiche Tannine im Expertenjargon). Ist es nun ein guter Wein? Machen wir es einfach: elegant ist er sicher nicht, aber auch nicht überladen. Er ist meiner Meinung nach auch besser als der Chianti Piccini, den ich damals unverdient gelobt habe. Zu welchem Gericht soll man ihn denn trinken. Er eignet sich gut für eins: Pizza.
Da er fester Bestandteil im Lidl Weinregal ist, kostet der Chianti Riserva 2009 auch nicht wirklich viel. Für 4,99 wartet er auf den nächsten Pizza-Abend.