1 Monat online, 4 getestete Weine, davon die Hälfte aus Deutschland und noch kein Riesling: geht gar nicht! Die Königin der Rebsorten nimmt nämlich 20 % der deutschen Anbaufläche ein und im Ausland ist Riesling das Gesicht für Wein aus deutschem Lande. Dies sorgt aber viel zu oft auch für Missverständnisse. Ich habe über ein Jahr in den USA gelebt und, wie es sich für einen Weinsnob gehört, mit vielen Winzern in Kalifornien, New York State und Colorado geredet. Immer als man mir einen Riesling ausschenkte (und das kam nicht gerade selten vor), erklärte man mir, dass ein Riesling traditionell süß sei. Das ist schlichtweg falsch! Auch wenn die Rebsorte oft für Eisweine (gibt es sogar in Kanada), Spätlesen und andere Dessertweine verwendet wird, sind die meisten Rieslinge trockene Weine. Es wurde mir bewusst, wie stark das Bild der lieblichen Liebfraumilch mancherorts immer noch vorherrscht.
Dieser Wein ist ein gutes Gegenbeispiel. Der Maybach Riesling von Peter Mertes schimmert strohgelb im Glas. Durch sein junges Alter (Jahrgang 2011) ist die Farbe noch leicht durchsichtig. Seine Nase ist fruchtig, der für die Rebsorte typische Eindruck von Zitrusfrüchten macht sich zuerst bemerkbar. Das zweite Riechen ist nicht weniger interessant: nicht ganz reife Mirabelle. Es handelt sich allerdings nicht um einen ausschließlich fruchtigen Wein. Für einen trockenen Riesling ist dieser Wein äußerst füllig, fast fettig. Kommen wir nun zum Trinken! Im Mund fühlt sich der Wein nicht zu leicht an, seine Säure tritt deutlich hervor, ohne dominieren zu wollen. Auch hier macht sich die Frucht bemerkbar, vor allem die nicht ganz reife Mirabelle, und hält den Maybach Riesling 2011 schön im Gleichgewicht.
Dieser Maybach Riesling ist ohne Zweifel ein typischer Supermarktwein: ein ordentliches Produkt zu einem fairen Preis. In derselben Kategorie gibt es zwar eine große Anzahl ähnlicher Weine, doch es gibt keinen Grund, diesem Maybach Riesling keine Chance zu geben.
Lekker!