Gibt es einen guten Sekt oder Prosecco bei Lidl? Dieser Frage wollte ich nicht alleine auf den Grund gehen und so habe ich mir kompetetente Unterstützung geholt. Zum Glück erklärte sich Cocktailmaster und Sektexperte Sektgar dazu bereit für uns ein paar Tropfen genauer unter die Lupe zu nehmen!
Viele von uns kamen sehr wahrscheinlich nicht im Fachhandel oder auf einer eleganten Verkostung das erste Mal in Berührung mit dem Thema Sekt. Sehr wahrscheinlich wurde das erste Glas im Kreise der Familie gereicht und mit ziemlicher Sicherheit, war es ein Tropfen aus dem örtlichen Supermarkt. Warum auch nicht? Gerade jetzt, im Hinblick auf die bevorstehenden Feiertage, werden sich Millionen Menschen in den Supermarkt begeben und sich fragen, welchen Sekt sie denn dieses Jahr kaufen sollen.
So lag es nah, dass auch ich mich einmal mit diesem Thema wissenschaftlich auseinandersetze.
Ausgewählt wurden vier Prachtexemplare aus dem Hause Lidl, wo momentan ja eine große Weinoffensive stattfindet, welche sich jedoch leider nicht auf das Angebot der Schaumweine ausgewirkt hat. Jeweils zwei Prosecco und Sekte, im Rahmen von zwei bis fünf Euro landeten im Einkaufswagen.
Der Prosecco Vergleich
Eröffnet wurde die Verkostung mit mit einem klassischen Prosecco, dem Allini Prosecco Vino Frizzante DOC. Dieses Exemplar ist besonders häufig in den U-Bahnen der Stadt an einem Samstagabend oder in den Hedonistenempeln ab sieben Uhr morgens anzutreffen. Nüchtern betrachtet also eine echte Herausforderung.
Beim Blick ins Glas erwartet uns ein klare Farbe, mit einem leichten, orangefarbenen Film, in der Nase jedoch erst einmal gar nichts. Geschmacklich zieht sich dieses Konzept stringent durch, denn auch hier trifft der Begriff “fad” wohl recht gut, was der Optimist als “leicht fruchtig” bezeichnen würde. Lediglich die Kohlensäure macht durch ihre Aggressivität am Gaumen auf sich aufmerksam. Es handelt sich hierbei einfach um eine klassische Afterhour-Perle, welche mit ganz viel Eis sicherlich ihren Zweck erfüllt.
Zum Vergleich wurde nun eine Flasche des „teuren“ Prosecco herangezogen. Der Conegliano Valdobbiadene kommt bereits optisch wie der elegante Verwandte des Vorgängers daher. Erster Pluspunkt: ein Korken.
In der Nase ein leichter Hauch von Blauschimmel, im Glas eine helle, sympathische Färbung sowie eine kräftige Perlage. Im Geschmack deutlich weicher, mit einer dominanten Frucht und sehr geringer Säure. Ein durchaus passabler Schaumwein, welcher mit gutem Gewissen zum nächsten Brunch bei den Nachbarn mitgebracht werden kann. Man muss es ja nicht gleich übertreiben.
Der Sekt Battle
Während man beim Prosecco vielleicht bereits häufiger im unteren Preissegment stöberte, so sollte man beim Sekt besonders vorsichtig sein und vom Verkaufspreis gedanklich immer die in Deutschland anfallende Sektsteuer abziehen (1,02 Euro pro 750ml). So erhält man ein realistischeres Bild, was maximal in der Flasche stecken kann.
Daher liegt unser Jahrgangssekt „Linderhof“, welcher “exklusiv für Lidl hergestellt” (vermutlich eher etikettiert) wird, mit 2,49 Euro pro Flasche eigentlich weit unter meiner persönlichen Schmerzgrenze – aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft. Viel zu schreiben gibt es hier allerdings nicht, denn der Konsum macht in erster Linie sprachlos. Was ein trockener Riesling sein soll, wäre selbst für einen halbtrockenen Sekt schon fast zu süß. Auch hier hinterlässt vor allem die dominante Kohlensäure ihren Eindruck.
Selbstverständlich darf man nicht vergessen, dass dieser Sekt vor allem für den absoluten Massengeschmack konstruiert wurde und daher vor allem süffig sein muss. Empfehlenswert ist er jedoch in erster Linie als Raketenhalter für die Silvesternacht.
Zum Abschluss gab es einen Rheingau Riesling Brut, den “Herzog von Nassau”, in klassischer Flaschengärung hergestellt. Bereits der erste Eindruck verbessert die Stimmung maßgeblich.
Ein wenig Zitrus in der Nase und eine honiggelbe Farbe im Glas, animieren zum Probieren. Auch der Geschmack wird von den Zitrusfrüchten sowie zarten Apfelaromen geprägt. Dieser Sekt erfüllte endlich seine Aufgabe: die Belebung des Köpers und des Geistes.
So darf ein Sekt gerne schmecken, wenn gerade kein gut sortierter Fachhändler zur Hand ist. Wer zu Weihnachten also wieder nur Gutscheine von Lidl erhalten hat, weiß nun, was er diese für Silvester kaufen darf.