Als Weinblogger unterstellen mir alle, dass ich ein Sommelier bin. Aber das ist nicht der Fall. Ich habe diverse Ausbildungen gemacht, um meine Sensorik zu trainieren. Ich habe mich mit hunderte Winzer unterhalten. Und ich habe tausende Weine getrunken. Das macht mich noch immer nicht zum Sommelier. Was braucht es also um diesen Beruf zu erlernen. Diese Frage beantworte ich gerne in diesem Beitrag zur Sommelier Ausbildung.
Wie wird man Sommelier?
Der Sommelier wird von vielen beneidet, weil er es sich in seinem Job scheinbar einfach nur gut gehen lassen kann. Doch abgesehen von einem ausgeprägten Sinn für Geschmack, muss der Sommelier sehr viele Kenntnisse haben und die beziehen sich nicht nur auf Wein oder andere alkoholische Getränke.
Sommelier Ausbildung: Für wen eignet sich der Beruf?
Das Image des Berufs ist von dem geprägt, was die Öffentlichkeit wahrnimmt. Das gesellige Beisammensein, die Verkostung edelster Getränke oder Speisen und wortreiche Beschreibungen einer Geschmacksrichtung, oft auf florales Vokabular gestützt. Die Realität sieht anders aus, denn ein Arbeitstag für den Sommelier besteht nicht aus einer Stunde Verkostung am Tag. Neben der repräsentativen Tätigkeit, muss er sich zu Anbauregionen, Produkten und Herstellungsverfahren informieren. Der Umgang mit Menschen muss ihm liegen, wer nicht gern vor Menschen redet, muss dies trainieren oder kann den Beruf nicht ausüben.
Übrigens, Weinkenner werden ist nicht sehr schwer, doch der Sommelier ist mehr als das. Sommeliers stellen sich regelmäßig Wettbewerben, weil Preise ihre Professionalität untermauern. Nur größere Produzenten von Genussmitteln, stellen Sommeliers an. Das bedeutet, dass viele selbstständig sind und auf eigene Rechnung arbeiten. Das erschwert die Recherchen, weil Reisen in Anbaugebiete, der Besuch von Weingütern oder Kaffeeröstereien etc. dann selbst finanziert werden müssen. Für die Weiterbildung sind diese Aktivitäten unerlässlich, daher können nur herausragende Sommeliers, die einen erlesenen und gut trainierten Geschmackssinn haben und die fachlichen Kenntnisse mit den persönlichen Voraussetzungen gekonnt kombinieren können, dem Image des charismatischen Sommeliers und perfekten Gastgebers gerecht werden.
Ausbildung zum Sommelier
Die Bezeichnung Sommelier ist nicht geschützt, entsprechend gibt es keine offizielle Vorschrift, wie eine Sommelier Ausbildung konkret ablaufen muss oder welche Inhalte zu vermitteln sind. Die Industrie- und Handelskammern haben aber ein entsprechendes Angebot und es gibt damit den Abschluss als geprüfter Sommelier IHK, der Deutschlandweit als Standard gilt und Anerkennung genießt.
Seminare, die mit Prüfungen vor der IHK enden, gelten in der Regel als förderfähige Weiterbildung. Außerdem können Prüfungen vor der IHK bei ausreichender Berufserfahrung auch als Externenprüfungen abgelegt werden.
Inhalte der Ausbildung ranken sich schwerpunktmäßig um Wein. Weinanbaugebiete in Deutschland und international, stehen ebenso auf dem Lehrplan wie die Weine und Schaumweine der Welt, wie sich das Klima auf den Weinbau und den Geschmack auswirkt, welcher Wein in welches Glas gehört, nach welchen Gesichtspunkten die Qualität der Weine beurteilt wird usw. Die Kellerwirtschaft und -technik nehmen ebenfalls einen großen Raum in der Sommelier Ausbildung ein, ebenso die Weinlagerung.
Einen guten Geschmackssinn sollten die angehenden Sommeliers natürlich mitbringen, aber die Grundlagen der Sensorik werden im Seminar vermittelt und der Sinn lässt sich trainieren.
Da Sommeliers nicht nur Weine verkosten und bewerten, stehen auch andere Getränke und Speisen auf dem Lehrplan, aber auch Zigarren oder Schokoladen. Ohne Betriebswirtschaft geht es in keinem Unternehmen, entsprechend wird auch hier ein Basiswissen vermittelt, das sich auch auf Kommunikation, Verkauf etc. erstreckt.
Abgerundet wird das Wissensportfolio mit Kenntnissen über das Zusammenwirken von Speisen und den dazu gereichten Getränken, Käsesorten und deren Wirkungen und Tipps für den Service am Gast bei der Verkostung.
Wer sich geprüfter Sommelier IHK nennen darf, muss also ganz schön viel lernen und das Seminar besteht mit Sicherheit nicht aus geselligen Verkostungen.
Hinweis: Auch andere Institutionen bieten Seminare an und prüfen Sommeliers. Geprüfte Sommeliers müssen daher den Namen der prüfenden Institution in ihrer Berufsbezeichnung angeben, sofern sie eine Ausbildung gemacht haben. Ungeprüfte Sommeliers dürfen sich so nennen und haben in der Regel keinen Zusatz in der Berufsbezeichnung, außer sie haben beispielsweise Preise gewonnen. Dann könnte die Bezeichnung preisgekrönter Sommelier nutzen und ggf. den Wettbewerb oder Preis benennen.
Was kostet die Sommelier Ausbildung?
Die Preise für die Ausbildungen unterscheiden sich sehr. Ein hoher Preis besagt nichts über die Qualität der Schulung, daher gilt es, sich im Vorfeld über die Anerkennungen der Anbieter und Abschlüsse in der Branche zu informieren.
Die IHK bietet wie bereits erwähnt auch an, die Prüfung ohne Seminar ablegen zu dürfen. Die Prüfungsgebühren hier belaufen sich auf ca. 500 Euro, die Gebühren für die Seminare sind oft deutlich teurer. Allerdings ist das Wissen, das abgefragt wird so umfangreich, dass es auch schwer ist, es sich im Selbststudium anzueignen. Sehr erfahrene Sommeliers, die auf eine breite Erfahrung zurückgreifen können, scheitern durchaus an den einzelnen Aufgaben und bestehen nicht unbedingt ad hoc die Prüfung der IHK.
Sind Seminaranbieter zertifiziert, können die Seminarkosten ggf. gefördert werden. Dies wird von den Akademien in der Regel als Marketingargument eingesetzt, ist ansonsten aber auch zu erfragen. Kommen Fördermöglichkeiten in Betracht, bieten die meisten Anbieter sogar an, bei der Antragstellung behilflich zu sein. Sobald Schlagworte wie Bildungsgutschein, AZAV zertifiziert, Bildungsprämie etc. erwähnt werden, können die Kosten teilweise oder sogar ganz von öffentlichen Stellen übernommen werden.
Arbeitgeber haben übrigens auch die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter mit Fördermitteln weiterbilden zu lassen. Angestellte können daher auch versuchen, über den Arbeitgeber an die begehrte Ausbildung zu kommen. Interessant ist dies für Hotels, Feinkost- und Spirituosengeschäfte, Brauereien oder Weingüter, weil diese mit Verkostungen ein lukratives Nebeneinkommen generieren und einen Stammkundenstamm aufbauen können.
Sommelier und Karriere
Der Beruf Sommelier liegt im Trend. Doch nicht jeder ist für den Beruf geeignet. Gern essen und trinken allein reicht nicht aus. Geht es nur ums Prestige, so ist dies die falsche Motivation. Sommeliers brennen für ihre Passion. Sie leben zwar von ihrem Geschmackssinn, doch das Wissen, wo Produkte herkommen, warum es besonders gut schmeckt, wie sich Bodenqualitäten auf den Geschmack auswirken und mit welchen raffinierten Techniken Geschmacksrichtungen beeinflusst werden können, ist für sie nicht lästiges Lernen, sondern die Befriedigung ihrer naturgegebenen Neugier.
Karriere ist für die meisten Sommeliers nicht an Positionen oder Geld gebunden. Sie bewerten die Chancen immer mehr Produkte ihres Fachs kennenlernen zu dürfen anders und messen ihren Karrierestand daran, wo sie schon waren, was sie schon probieren und kennenlernen durften. Trotzdem muss ein Sommelier natürlich auch leben, vor allem wenn er selbstständig tätig ist. Er muss sich entsprechend auch in Themen wie Marketing, Selbstmarketing, Steuern und Unternehmensführung weiterbilden. Auch hier gibt es zahlreiche Seminare, die für Sommeliers interessant sind.
Fazit: Sommelier ist mehr als ein Beruf. Es ist eine Leidenschaft. Entgegen des Images in der Öffentlichkeit überwiegt in dem Beruf das kontinuierliche Lernen und die harte Arbeit und nicht das gesellige Beisammensein und Verkosten.