Als Weinblogger verkoste ich mehr als 1.000 Flaschen pro Jahr. Da trinkt man also so einiges. Doch immer wieder findet man Weine, die einen besonderen Beitrag verdienen. Das gilt definitiv für die edlen Erzeugnisse des Weinguts Schmitt’s Kinder aus Franken.
Ich bin erstmals auf Schmitt’s Kinder durch ein Interview auf der Webseite der VDP aufmerksam geworden. Ein Zitat vom Winzer Martin Schmitt sprach mich damals besonders an: “Ich habe einen Sack voller Ideen, die ich gerne umsetzen möchte.” Das hat mich fasziniert. Sonst kennt man die Weine aus dem deutschen Weinanbaugebiet Franken eher als klassische Silvaner in der etwas ulkig anmutenden Bauchflasche, dem Bocksbeutel. Da wollte ich sofort mehr über diese Ideen erfahren.
Meine Frau und ich werden empfangen von Karl Martin Schmitt, der von 2007 bis 2014 Vorsitzender der VDP Franken war, der auch Schmitt’s Kinder von Anfang an angehört. Der Gutssenior führt uns durch Kellerei und Weinberg und erzählt uns dabei die Familiengeschichte, welche seit mehreren Jahrhunderten eng mit der Geschichte des fränkischen Weinbaus verknüpft ist. Schon früh setzte Karl Martin auf Qualitätserzeugnisse und scheute sich dabei nicht, diese auf modernste Weise zu vermarkten. So rief er bereits 2001 die TRIAS Franken ins Leben. Die Qualitätsallianz fördert den Austausch unter Winzern und setzt klar auf unverwechselbare und einzigartige Lagen-Weine, welche die Eindrücke des Terroirs widerspiegeln. Neben Schmitt’s Kinder gehören die fränkischen Spitzenweingüter Fürst Löwenstein, Rudolf Fürst, Johann Ruck und Störrlein & Krenig ebenfalls zur TRIAS.
Qualitätsarbeit heißt, den gesamten Prozess zu kontrollieren
Heute leitet Sohnemann Martin das Weingut – in 10. Generation. Wir treffen ihn dort an, wo man einen Winzer erwartet: im Weinkeller. Zwischen den Barrique-Fässern erzählt er mir, wie er die Qualitätsarbeit seines Vaters mit einigen innovativen Änderungen fortsetzt. Heute bewirtschaftet man 14 Hektar Rebfläche. Vor Jahren war es noch signifikant mehr. Der Grund für das Downsizing? Einerseits stieß man die Randflächen ab um sich ausschließlich auf Premium Lagen zu konzentrieren. Andererseits kann Martin mit seiner Familie bei einer großen Rebfläche nicht mehr alles selber machen.
Martin mag es, den gesamten Prozess zu kontrollieren. Im Weinberg setzt er auf Handlese, in mehreren Durchgängen, um immer die perfekte Reife zu erreichen. Die Trauben werden in strenger Selektion ausgewählt. Nur so gelingen ihm Kunststücke wie sein Silvaner Große Réserve 2018, der nicht nur deutlich vollmundiger ist als alle Silvaner, die ich je getrunken habe, sondern sogar ein bisschen nach Gewürzkuchen duftet. Ein Traum!
Schmitt’s Kinder: Beste Lagen & terroirgeprägte Weine
Genau wie sein Vater setzt auch Martin auf die besten Lagen in Randersacker, wo bereits seit 779 nach Christus Wein angebaut wird. Die Lage Teufelskeller mit ihren Muschelkalkböden steht für fruchtige Ortsweine. Die benachbarte Lage Pfülben bietet bis zu 70% abfallende Steilhänge, welche volle und elegante Silvaner und Rieslingweine ermöglichen. Die hohe Erhebung des Marsbergs bietet eine Exposition gen Süden. Der hohe Kalksteingehalt sorgt für würzige Rieslingweine.
Bei der berühmten Lage Sonnenstuhl, an die auch das Weingut grenzt, ist der Name Programm. Da Sandboden sich schneller aufwärmt, stellt Schmitt’s Kinder hier Rosé und Rotwein her. Aber auch das soll durchdacht sein. Denn Martin setzt auf zwei unterschiedliche Klone der Rebsorte. Mit dem fränkischen Klon stellt er Rosé, mit dem Burgunder Klon Rotwein her.
Innovation: Aufbruch in neue Sphären
“Ich habe einen Sack voller Ideen, die ich gerne umsetzen möchte.” Dieses Zitat hat mich hierher gebracht. Doch was sind denn nun die Ideen? Aktuell sind über 60% der Reben für Weißwein vorgesehen. Mit 34% ist Silvaner deutlich die Spezialität des Weinguts. Einerseits sollen die Weine die Lage und deren Böden perfekt widerspiegeln. Nur so kann Martin die volle Bandbreite der fränkischen Rebsorte abbilden. Aber er setzt auch neue Akzente. Mit seinen Großen Réserve Weinen begibt sich Martin in höhere Weinsphären, die über das Spitzenniveau der Großen Gewächse hinausgehen.
Schmitt’s Kinder hebt sich von anderen Traditionsweingütern der Region ab. Neben der beeindruckenden Silvaner Vielfalt lohnt es sich definitiv, einen Blick auf ein paar der hervorragende Riesling, Spätburgunder und Dessert-Weine zu werfen. Eine meiner Empfehlungen ist der Schmitt’s Kinder Hohenroth Spätburgunder GG, der durch seine gerösteten Eindrücke so erfrischend anders wirkt als die meisten Spitzenburgunder Deutschlands. Eine weitere Spezialität, die man unbedingt probiert haben muss, ist die Rieslaner Beerenauslese. Die Kreuzung aus Riesling und Silvaner bietet schöne Eindrücke von Quittenkonfitüre, ohne den Verkoster dabei mit zu viel Schmalz zu überfordern.
Die Verkostung – die Bandbreite des Silvaners
Normalerweise dauern meine Verkostungen bei einem Weingut zwischen 30-45 Minuten. Doch bei Schmitt’s Kinder habe ich über 2.5 Stunden lang Weine genossen. 13 Weine später, als meine Notizen unleserlich wurden und meine Frau mich unter dem Tisch bereits mehrfach getreten hatte, entließ ich Martin wieder in seinen Weinkeller. Wenn ihr meine Verkostungsnotizen lest, werdet ihr verstehen warum.
Die beste Art und Weise, um einen guten Eindruck der Qualität eines Weinguts zu gewinnen, ist die Verkostung des Einstiegsweins. Bei Schmitt’s Kinder: der Silvaner Ortswein aus Randersacker. Er ist im Edelstahltank gereift und hat eine helle Farbe. Doch das simple Aussehen trügt. Mirabellen, Maracuja und sogar etwas Kräuter. Der Abgang ist unglaublich lange. Was für ein Einstieg! Dabei liegt der Preis pro Flasche bei 8 Euro.
Ein Höhepunkt der Verkostung war für mich der Silvaner Alte Reben vom Marsberg. Er wurde zu 100% im großen Holz gereift und besticht mit einem Duft von Melonen, jeder Menge Kräuter und sogar Vanille. Das Eleganzlevel ist hier nochmal ein Niveau höher als beim Einstiegswein.
Der Silvaner GG stammt von der Lage Pfülben und ist farblich etwas dunkler. Die Aromen sind facettenreich: Gelber Apfel und Ananassaft, aber auch grasige Eindrücke. Dieses Große Gewächs ist die Krönung der Verkostung bisher. Elegant, vollmundig und für einen Silvaner fast schon cremig.
Und gerade, wenn ich glaube, dass es nicht mehr besser werden kann, öffnet Martin seinen Silvaner Große Réserve. Der Wein aus Randersacker ist noch parfümierter, noch voller, noch reifer. Ja, er hat noch Frucht. Aber dieser Gewürzkuchenduft. Das hätte ich bei einem Silvaner niemals für möglich gehalten. Der Wein hat seinen Preis: 46 Euro. Doch das Investment ist ein Muss für jeden, der Spitzenwein liebt.
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Wer nach dem Lesen dieses Beitrags auch die hervorragenden Silvaner Erzeugnisse für sich entdecken will, der kann sie über den Online Weinshop des Weinguts beziehen. Es lohnt sich!